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175 Jahre Expertise im Verlagswesen (1842-2017)

© SpringerAm 10. Mai 1842, seinem 25. Geburtstag, legt Julius Springer den Grundstein für den Springer-Verlag, der sich in seiner 175-jährigen Geschichte zu einem global agierenden Unternehmen entwickelt hat. 

Aus der kleinen Buchhandlung in Berlin wird ein großer Wissenschaftsverlag mit weltweiten Standorten: Der Name Springer steht nach wie vor für Expertise im Verlagswesen.

Die Geschichte des Springer-Verlags (1842-2017)

Von der Politik zur Wissenschaft – der Verlag in erster und zweiter Generation (1842-1906)

Julius Springer_bookstore © SpringerAls Julius Springer am 10. Mai 1842 eine Buchhandlung samt Verlag in Berlin gründet, befindet sich die Welt in einem beispiellosen, von der Industrialisierung geprägten Umbruch: Rasanter, wissenschaftlicher Fortschritt und die Entstehung einer internationalen Öffentlichkeit sind die Folge.

Der „Verlag von Julius Springer“ publiziert zunächst vor allem politische Karikaturen und Schriften im Sinne des Vormärz, aber auch zunehmend spezialisierte Fachliteratur aus dem Bereich Naturwissenschaft und Technik. Die Verlagstätigkeit Springers unterstützt den Aufschwung dieser Disziplinen, was den Weg zur modernen Wissensgesellschaft ebnet.

In den Fokus des Verlagsprogramms rücken zunehmend technische Disziplinen. Unter den Autoren befinden sich renommierte Namen wie Werner von Siemens und Rudolf Diesel. In den 1880er Jahren übernehmen die Springers mehrere wissenschaftliche Zeitschriften, die sich schnell in der Fachwelt etablieren, wie VDI (ab 1882).

Ab 1904 wird die Verlagsentwicklung im Bereich Medizin vorangetrieben. Auch in den Naturwissenschaften erlangt Springer internationales Renommee, unter anderem mit der Publikation der Übersetzung von Marie Curies Untersuchungen über die radioaktiven Substanzen.

1881 entscheidet sich die Familie Springer  für ihr noch heute gültiges Firmen-Signet: den Schach-Springer. Der erste Entwurf stammte von dem berühmten Berliner Architekten Martin Gropius. Das Logo symbolisiert die Leidenschaft des Firmengründers Julius Springers und seiner Söhne für das Schachspiel.

Auf dem Weg zum führenden deutschen Wissenschaftsverlag (1906-1945)

In dieser Zeit wirken Verlage als Motor des wissenschaftlichen Fortschritts: Zu seinen Autoren und Herausgebern zählt Springer hochrangige Experten, darunter Nobelpreisträger wie Paul Ehrlich, Emil Fischer oder Ferdinand Graf Zeppelin. 1913 steht Springer mit insgesamt 379 Titeln auf Platz zwei der deutschen Verlage.

Cover.NAWI.Jan.1913 © SpringerDas Verlagsprogramm wird kontinuierlich ausgebaut. Seit 1910 avanciert die Medizin-Sparte zunehmend zur wichtigsten Verlagssparte. In diese Zeit fällt das Handbuch der Neurologie, das Handbuch der Inneren Medizin oder die Allgemeine Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie mit Alois Alzheimer als Herausgeber. Mit Die Naturwissenschaften (heute The Science of Nature) ruft der Verlag 1913 ein interdisziplinär ausgerichtetes Periodikum ins Leben, das ausdrücklich von der in England erscheinenden Zeitschrift Nature inspiriert ist.
Im Bereich Technik erscheint mit Heinrich Dubbels‘ Taschenbuch für den Maschinenbau 1914 eine Publikation, die bis heute zu den Standardwerken zählt. Übernahmen anderer Verlage bereichern das Verlagsprogramm ebenfalls.

Im Ersten Weltkrieg kommen die Verlagsgeschäfte mitnichten zum Erliegen. Das Kriegsgeschehen spiegelt sich jedoch im Verlagsprogramm wieder: 1916 erscheint beispielsweise Ferdinand Sauerbruchs Studie Die willkürlich bewegbare künstliche Hand.

In den Jahren der Weimarer Republik wächst Springer weiter und wird zu einem der wichtigsten deutschen Verlagshäuser. In dieser Zeit profiliert sich Springer  bereits als  führender Mathematikverlag mit der Übernahme der führenden Zeitschrift auf diesem Gebiet: Mathematische Annalen mit David Hilbert, Albert Einstein, Otto Blumenthal, Felix Klein als Herausgeber. Auch in der Physik kann Springer sein Verlagsprofil schärfen: Max Born veröffentlicht 1920 die Relativitätstheorie Einsteins und ihre physikalischen Grundlagen und es erscheint das Handbuch der Physik mit Beiträgen von Max Born, James Franck, Otto Hahn und Erwin Schrödinger.

Die Jahre zwischen der nationalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges markieren für den Springer-Verlag sowie für große Teile der deutschen Wissenschaft einen schweren Rückschlag:
Mehr als 50 jüdisch stämmige Julius Springer Jr, und Tönjes Lange © SpringerZeitschriftenherausgeber und -redakteure müssen ihre Tätigkeit für Springer einstellen. Auch die Springer-Familie muss ihre Verlagstätigkeit in die Hände ihres Vertrauten Tönjes Lange (Foto: Julius Springer Jr. und Tönjes Lange (von links nach rechts)) geben, um nicht enteignet zu werden. Ernst Springer stirbt im Konzentrationslager Theresienstadt. Fritz Springer nimmt sich 1944 im Alter von 94 Jahren das Leben, um einer Deportation zu entkommen. 

Wiederaufstieg und Globalisierung (1945-1992)

Nach Kriegsende bauen die Enkel des Firmengründers das Verlagsgeschäft wieder auf und es gelingt ihnen, rasch an alte Erfolge anzuknüpfen. Erster Firmensitz in Berlin ist das Reichpietschufer 20 im Westen der Stadt, 1958 folgt der Umzug an den heutigen Standort Heidelberger Platz. Ab Herbst 1946 entsteht ein neuer Verlagsstandort für Medizin und Naturwissenschaften in Heidelberg. 1960 hat die Produktion den bisherigen Höchststand von 1932 wieder erreicht.

In dieser Zeit beginnt die Internationalisierung der Wissenschaft: Das Zentrum der wissenschaftlichen Welt sind nicht mehr Deutschland und Europa, sondern die USA; das Englische entwickelt sich zur unangefochtenen Lingua franca der Wissenschaft.
NY_Flatiron_Building © SpringerBereits 1964 hat der Verlag seine erste Tochterfirma außerhalb des deutschen Sprachraums in New York gegründet. Zwischen 1970 und 1990 entstehen weitere Tochterfirmen: 1973 in London, 1983 in Tokyo, 1985 in Paris und 1986 in Hongkong. 1990 folgen Gründungen in Barcelona und Budapest. Vor allem Asien kristallisiert sich als Zukunftsmarkt heraus. 1978 beginnt Springer mit der Übersetzung und Publikation chinesischer Wissenschafts-Werke auf Englisch. Auch Indien entwickelt sich für Springer zu einem wichtigen Markt.

Im deutschsprachigen Raum wächst Springer ebenfalls, beispielsweise durch die Übernahme weiterer Verlage wie J.F. Lehmann und des Birkhäuser-Verlags. 1988 beschäftigt der Verlag erstmals mehr als 1.000 Mitarbeiter/innen an den deutschen Standorten Berlin und Heidelberg. 

Wachstum ohne Grenzen? (1992-1996)

In den 1990er Jahren befindet sich die Verlagsbranche in einem fundamentalen Umbruch – nicht zuletzt durch die rasant fortschreitende Digitalisierung, die hohe Investitionen erfordert. Mancher Verlag erleidet drastische Umsatzeinbrüche, einige traditionsreiche Unternehmen geben auf. Dem Springer-Verlag gelingt es zunächst, auf die neuen Erfordernisse des Marktes zu reagieren und den Wachstumskurs beizubehalten. Eine große Rolle spielen dabei die Fortschritte bei der Digitalisierung und den elektronischen Publikationen.

SPS1 © Springer-Verlag1996 ist Springer Mitgründer des Tochterunternehmens „Scientific Publishing Services (SPS)“ in Madras (heute Chennai), das sich auch als Dienstleister für andere Verlage im Bereich Herstellung und Copy-Editing etabliert. Springer verlagert und rationalisiert vor allem die Herstellung. Einige liebgewonnene Gepflogenheiten, wie die handgesetzte mathematische Formel, verschwinden - doch auch die Wissenschaftler sehen bald die Vorteile des digitalen Publizierens.

Trotzdem stagnieren die Wachstumsraten auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Im Stammgeschäft des Unternehmens zeigen sich Probleme: Eine Krise in Asien lässt dort den Umsatz einbrechen. Zugleich muss Springer – wie die Konkurrenz –die Abonnement-Preise für Fachzeitschriften deutlich erhöhen. Die Produktions-, Versand- und Marketingkosten steigen. Zugleich sind erhebliche Investitionen in die digitale Infrastruktur nötig. Bibliotheken wehren sich gegen höhere Preise und drohen mit der Kündigung von Abonnements. Die Zeichen stehen auf Konfrontation und Krise, neue Modelle sind gefragt.

Durchbruch der Digitalisierung (1996-1999)

In den frühen 1990er Jahren gibt es Pläne für öffentlich geförderte elektronische Informationsdienste, die das Verlagsgeschäft bedrohen. Logo_SpringerLink © SpringerDer Springer-Verlag, der 1990 mit der Digitalisierung des Unternehmens begonnen hat, arbeitet an einer Alternative und präsentiert im Sommer 1996 die Online-Plattform LINK (später SpringerLink), die die Möglichkeit bietet, wissenschaftliche Publikationen online zu lesen und zu erwerben. Springer plant, seinen Zeitschriftenbestand nach und nach elektronisch auf einem eigenen Server anzubieten. Tatsächlich etabliert sich LINK in den folgenden Jahren als eine der am stärksten frequentierten Online-Bibliotheken im Bereich Wissenschaft, Technik und Medizin.

Mit LINK wird die Verbreitung wissenschaftlicher Publikationen schneller und unkomplizierter denn je. Ab 1998/99 gilt für viele Zeitschriften-Publikationen die Devise: Online First - die gedruckte Version erscheint erst einige Zeit später. Bis 2002 sind bereits 500 Zeitschriften und 1.300 eBooks auf LINK verfügbar, was Springer zum Weltmarktführer in diesem Bereich macht.

Die Digitalisierung verursacht massive Änderungen in allen Abteilungen – von der Herstellung und Redaktion bis zum Marketing und Verkauf.  Auch die Bibliotheken als Hauptkunden brauchen mehr Service denn je, gilt es doch, die Schnittstelle zum Übertragen der Informationsdaten optimal zu organisieren.

Jahre des Umbruchs und der Neustrukturierung (1999-2006)

1998 kauft Bertelsmann den Springer-Verlag und gründet zum Jahresbeginn 1999 die Verlagsgruppe BertelsmannSpringer, zu der nun auch traditionsreiche Verlage wie Gabler, Teubner und Vieweg gehören. Personell ändert sich durch die Fusion wenig.
Logo_SBM © SpringerIm Frühjahr 2003 verkauft Bertelsmann die Fachverlagssparte BertelsmannSpringer an die britischen Private-Equity-Gesellschaften Cinven und Candover. Es folgt die Fusion mit dem niederländischen Wissenschaftsverlag Kluwer Academic Publishers (KAP), wodurch der nun weltweit zweitgrößte Fachverlag „Springer Science+Business Media“ entsteht.

Für Springer bedeutet der Verkauf einen tiefen Einschnitt und eine Phase der Neuorientierung, die mit einer umfassenden Neustrukturierung und Modernisierung des Springer-Verlags einhergeht: Doppelfunktionen in den Verlagshäusern werden gestrichen und eine Verlagerung der Herstellung nach Indien verstärkt. Das neue, 2004 eingeführte Logo des Springer-Verlags zeigt den charakteristischen Schachspringer in neuem Design. Der Claim „the language of science“ drückt den Anspruch des Verlags aus. Zugleich soll die Zahl der Publikationen gesteigert und das E-Publishing weiter ausgebaut werden.

Logo_Springer_neu © SpringerZur Springer-Verlagsgruppe gehören 2006 70 Einzelverlage mit gut 5.000 Mitarbeitern in 19 Ländern, die 1.450 Zeitschriften und jährlich rund 5.000 Buchtitel verlegen.

Digitalisierung 2.0 – Open Access und Springer Book Archives (2007-2010)

Während der Digitalen Revolution der 1990er Jahre hat Springer die Weichen für weiteres Wachstum gestellt. Nach der Jahrtausendwende wird das Online-Angebot beschleunigt ausgebaut; 2005 macht Springer mit elektronischen Publikationen bereits ebenso viel Umsatz wie mit Druckwerken.

Open Access – der kostenlose Zugriff auf wissenschaftliche Publikationen im Internet – spielt trotz zahlreicher Diskussionen im Vorfeld bis zur Jahrtausendwende in der Praxis keine nennenswerte Rolle. Springer gelingt 2004 unter dem Namen „Open Choice“ der Einstieg in das zukunftsträchtige Publikationsmodell.
Logo_SpringerOpen © SpringerMit „Open Choice“ lässt Springer den Autoren die Wahl, wie sie publizieren möchten. Für Open Choice gibt es international nur wenige Vorbilder - Springer leistet Pionierarbeit für die Branche und positioniert sich 2008 mit dem Kauf von Biomed Central (BMC) und der Neugründung des Verlagsportfolios SpringerOpen als führender Open-Access-Verlag.

Nachdem bereits die meisten Zeitschriften online auf der Plattform SpringerLink verfügbar sind, weitet der Verlag das Angebot auf Bücher aus: 2006 werden  die „Springer eBook Collections“ mit insgesamt 10.000 Buchtiteln aus der Taufe gehoben. Sechs Bibliotheken in New Orleans dürfen nach den Verwüstungen durch den Wirbelsturm Katrina als erstes alle Buchpakete im Rahmen einer Spende von Springer kostenfrei nutzen.SBA1 © Springer-Verlag

2010 startet Springer ein weiteres Projekt, das international Maßstäbe setzt: Unter dem Label „Springer Book Archives“ werden sämtliche Publikationen des Verlags, bis ins Gründungsjahr 1842 zurückreichend, gescannt und online verfügbar gemacht. Abertausende Publikationen von zum Teil großem wissenschaftshistorischen Wert, die bislang nur in Archiven oder ausgesuchten Bibliotheken einzusehen waren, werden auf diese Weise dem Vergessen entrissen und Lesern weltweit auf bequeme Weise zugänglich gemacht.

Inhalte für die Wissensgesellschaft – Planungsarbeit im 21. Jahrhundert (2011-2016)

Die planerische Tätigkeit ist bei Springer traditionell nach Fachbereichen aufgeteilt - so arbeiteten bereits die Söhne und Enkel des Verlagsgründers. Die Leiter der Planungsbereiche verstehen sich als Verleger im ursprünglichen Sinn: Sie pflegen den Kontakt zu Herausgebern und Autoren, wodurch oft ein enges Vertrauensverhältnis entsteht. Publishing ist ein sehr menschengeprägtes Geschäft. Zugleich sind sie stets auf der Suche nach jungen, zukunftsträchtigen Forschern, Entdeckungen und Wissenschaftszweigen.

Im 21. Jahrhundert stellen E-Publishing, Open Access, rasant steigende Publikationszahlen und die Verlagerung  von Herstellungsprozessen neue Anforderungen. Immer wieder gilt es, bei Herausgebern und Autoren Überzeugungsarbeit zu leisten. Der schrittweise und bis heute keineswegs abgeschlossene Übergang vom Printmedium zum E-Publishing stößt noch auf Vorbehalte – bei Partnern und Kunden, aber auch im eigenen Haus.  
Springer books © Springer-VerlagPrint-on-Demand und der Verkauf elektronischer Publikationen in Paketen stellen wichtige Neuerungen dar. Allen Umwälzungen zum Trotz bleibt das gedruckte Buch ein wichtiges Medium für den Umsatz des Verlags – vor allem, wo nicht der funktionale Aspekt überwiegt, hat das gedruckte Werk eine Zukunft.

Eine der Kernaufgaben ist nach wie vor die Qualitätssicherung der Publikationen durch Peer Review: Gutachter und Fachexperten entscheiden über die Veröffentlichungen, so dass die Qualitätskontrolle der wissenschaftlichen Community überlassen bleibt.

Zum Anspruch gehören ebenfalls die weitblickende Förderung von Autoren und Wissenschaftszweigen sowie die Erschließung neuer Wissenschaftsstandorte, wie beispielsweise China.

Der Weg zu Springer Nature – Anfänge und Vision (2017)

Trotz äußerlich turbulenter Jahre herrscht bei Springer eine bemerkenswerte Kontinuität – auch über äußere Zäsuren, wie z.B. die Finanz- und Wirtschaftskrise, hinweg. Verkäufe und Wechsel der Investoren haben erstaunlich geringe Auswirkungen auf die Verlagsgeschäfte, auf die Strategien und die Unternehmenskultur.

Springer schärft in dieser Zeit sein Profil und wird zum Marktführer für Lehr- und Fachmedien in den Schwerpunkten Wirtschaft, Naturwissenschaften, Technik und Gesellschaft.

Logo_Springer Nature © SpringerEin Paukenschlag in der Branche ist im Januar 2015 die Ankündigung der Fusion von Springer Science+Business Media und des Großteils von Macmillan Science and Education (u.a. die Nature Publishing Group). Aus dem Zusammenschluss entsteht Springer Nature. Die neue Gruppe wird gemeinsam von Holtzbrinck und Fonds, die von BC Partners beraten werden, verantwortet, wobei das Stuttgarter Familienunternehmen, Holtzbrinck, einen Mehrheitsanteil von 53 Prozent halten wird.

Springer Nature ist eine Neuschöpfung mit besonderem strategischen Potenzial: Es schließen sich zwei Wissenschaftsverlage zusammen, die jeweils eine mehr als 150-jährige Tradition und ein erstklassiges internationales Renommee vorzuweisen haben. Das neue Unternehmen erzielt im Jahr der Fusion mit 13.000 Mitarbeitern in über 50 Ländern einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro.

Das Springer Jubiläums-Video