Geringeres Wohlbefinden bei vielen Europäern in der Weihnachtszeit
Christen begegnen dem vorweihnachtlichen Rummel mit mehr Gelassenheit als Nicht-Christen
Heidelberg | London, 01. Dezember 2015
Viele Europäer erleben das nahende Weihnachtsfest nicht unbedingt als Fest der Freude, sondern eher als belastende und stressige Zeit. Dies belegt eine neue Studie, die in der Springer-Zeitschrift Applied Research in Quality of Life erscheint. Christen, vor allem sehr gläubige, bilden jedoch eine Ausnahme von diesem allgemeinen Trend.
In einer Studie zum Thema Weihnachten und subjektives Wohlbefinden wertete Michael Mutz von der Georg-August-Universität Göttingen umfangreiche Datenmengen aus elf europäischen Ländern christlicher Prägung aus, darunter Belgien, Estland, Deutschland, Ungarn, Irland, die Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden und Großbritannien. Die Daten wurden aus zwei Umfragerunden im Rahmen der European Social Survey (ESS) zusammengetragen. Die Teilnehmer wurden darüber befragt, wie zufrieden sie mit ihrem Leben seien und wie sie ihren emotionalen Zustand beurteilen würden. Mutz verwendete Daten, die im Zeitraum von 16. bis 31. Dezember erhoben wurden. Die Antworten wurden verglichen mit den Antworten von Menschen, die zu einem anderen Zeitpunkt im Jahr befragt wurden.
Im Allgemeinen waren Umfrageteilnehmer in der Weihnachtszeit deutlich schlechter gestimmt und weniger zufrieden mit ihrem Leben als die Menschen, die zu anderen Zeiten im Jahr befragt wurden. Anders verhielt es sich jedoch bei Christen, vor allem jenen, die sich selbst als sehr religiös einstuften. Sie waren in der Vorweihnachtsphase positiver eingestellt und zufriedener mit ihrem Leben als die anderen Teilnehmer. Laut Mutz zeigen die Ergebnisse der Studie, dass Christen zwar nicht immun gegen die negativen Einflüsse der Vorweihnachtszeit sind, ihr Wohlbefinden jedoch weniger negativ beeinflusst wird als bei Nicht-Christen.
Mutz führt den von vielen Menschen empfundenen Mangel an Lebensqualität und emotionalem Wohlbefinden auf den vorweihnachtlichen Trubel und die wachsende Ausrichtung auf materiellen Konsum zurück, die mit dieser festlichen Zeit einhergehen. Viele fühlen sich gestresst durch den Druck, rechtzeitig Geschenke kaufen und die mit den Feiertagen verbundenen gesellschaftlichen Verpflichtungen erfüllen zu müssen. Finanzielle Sorgen werden oft als zusätzliche Belastung empfunden. „Menschen mit christlicher Glaubenszugehörigkeit und tief empfundener Spiritualität feiern Weihnachten anders als die Mehrheit der Nichtchristen. Es ist davon auszugehen, dass solche Menschen in der Vorweihnachtszeit weniger materialistisch und konsumorientiert handeln und nicht zuletzt dadurch auch weniger Stress erleben“, sagt Mutz. „Christliche Glaubenszugehörigkeit ist ein Schutzfaktor gegen den allgemeinen Verlust an subjektivem Wohlbefinden in der Weihnachtszeit.“
Die Studie basiert auf Daten aus der dritten und sechsten Befragungsrunde der European Social Survey (ESS), einer sozialwissenschaftlichen, länderübergreifenden Umfrage, die seit 2001 alle zwei Jahre in ganz Europa durchgeführt wird und in der Einstellungen zu verschiedenen Themen in der Bevölkerungen vergleichend untersucht werden. Die in der Studie angewandten statistischen Verfahren kontrollieren für verschiedene Störfaktoren wie beispielsweise das Alter, den subjektiven Gesundheitszustand oder Familienstand der Befragten.
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Über Applied Research in Quality of Life
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