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Schlüssel zur nachhaltigen Fisch- und Muschelzucht

Forscher empfehlen das „One-Health“-Konzept als Strategie für das nachhaltige Wachstum der Aquakulturindustrie

Heidelberg | New York, 15. Juli 2014

Fisch und Meeresfrüchten gehören zu einer gesunden Ernährung, aber um die steigende Nachfrage zu erfüllen, ist eine sorgfältige Planung erforderlich, denn ein wachsender Aquakultursektor könnte die Umwelt bedrohen. Daher sollten sich die führenden Unternehmen der Branche nicht nur auf Profite konzentrieren, sondern stattdessen die Prinzipien des „One-Health“-Konzepts beherzigen, das die Gesundheit von Menschen mit der von Tieren und einer intakten Umwelt in Zusammenhang stellt. Dieses Konzept bringt Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammen, die gemeinsam nachhaltige Betriebsformen, die eine angemessene Ernährung für den Menschen und eine gesunde Umwelt sicherstellen, sagen Juan Gormaz von der Universität von Chile in Chile und David Love von der Johns Hopkins-Universität in den USA. Sie sind die Hauptautoren einer Studie, die online in der Springer-Fachzeitschrift Current Environmental Health Reports erscheint.


Die weltweite Produktion aus Aquakulturen nimmt jährlich um 6 Prozent zu. Diese Expansion steht auch im Zusammenhang mit den Ernährungsrichtlinien vieler Regierungen, einschließlich den USA, in denen sie ihren Bürgern empfehlen, einen Teil des Fleisches und Geflügels auf dem Speiseplan durch Fisch und Meeresfrüchte zu ersetzen. Diese Empfehlungen wurden in vielen Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen als Reaktion auf die pandemische Zunahme nichtübertragbarer Krankheiten, wie beispielsweise Herzerkrankungen und Diabetes, die auf einen ungesunden Lebensstil sowie ungesunde Ernährung zurückzuführen sind, herausgegeben.

Die Autoren sind davon überzeugt, dass die Auswirkungen des ständig wachsenden Aquakultursektors mit dem integrativen „One-Health“-Ansatz reduziert werden können. Diese Ausrichtung führt zum Austausch zwischen Experten wie Wissenschaftlern, Klinikspezialisten, Entscheidungsträgern in der Politik und Veterinärwissenschaftlern, die gemeinsam Verfahren und Richtlinien entwickeln können, um den nachhaltigen Betrieb der Aquakulturen sowie gesunde Lebensgewohnheiten der Bevölkerung sicherzustellen. Das Modell geht auf die Anstrengungen von Veterinärwissenschaftlern und Gesundheitsexperten zurück, Infektionskrankheiten und ihre Übertragung von Tieren auf den Menschen zu bekämpfen.

„Es ist wichtig, sich die Einflüsse von Aquakulturen auf die Tiergesundheit und die Umwelt bewusst zu machen, da sie der laufenden Versorgung mit Fisch und Meeresfrüchten im Weg stehen könnten“, sagt Juan Gormaz. Die mit dem Konsum von vergiftetem Fisch und vergifteten Meeresfrüchten zusammenhängenden Gesundheitsrisiken müssen identifiziert, kommuniziert und berücksichtigt werden, während gleichzeitig alternative Produktionsmethoden entwickelt werden müssen, um den Einsatz von Antibiotika, Pestiziden und anderen Chemikalien zu reduzieren beziehungsweise zu eliminieren. Die Fachleute sollten auch gemeinsam an der Entwicklung ökologisch nachhaltiger, gesunder und sicherer Tiernahrung arbeiten, die weder zur Überfischung beiträgt noch die Ernährungssicherheit von ressourcenarmen Küstengemeinschaften gefährdet.

David Love ist davon überzeugt, dass „es nicht ausreicht, einfach die Produktionsmenge von Fisch und Meeresfrüchten zu erhöhen, ohne dabei die Gleichheitswertigkeit und den Schutz der öffentlichen Gesundheit und der natürlichen Ressourcen zu berücksichtigen.“ „Um diese Probleme anzugehen, empfehlen wir die Anwendungen und Erweiterung des „One-Health“-Ansatzes, ein bereits existierendes Modell, das zur Förderung der Synergien zwischen den Fachbereichen der Human-, Tier- und Umweltwissenschaften ist. Durch die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Aquakulturen, Fischerei, Ernährung und Gesundheit sowie dem ökologischen Gleichgewicht können Prioritäten festgelegt werden, um die menschliche Ernährung und die ökologische Nachhaltigkeit von Aquakulturen zu verbessern.


Quelle: Gormaz, J.G. et al. (2014). Public Health Perspectives on Aquaculture. Current Environmental Health Reports. DOI 10.1007/s40572-014-0018-8.

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