Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Spannungsverhältnis der Regionen Südosteuropa und Mittlerer Osten

Mit dieser Reihe erfolgt ein interdisziplinärer und grundlegender Austausch. Ziel ist es, die im In- und Ausland gewonnenen, und in wissenschaftlichen Beiträgen zusammengefassten Forschungsergebnisse der Wissenschaft und Praxis zur Diskussion zu stellen. Qualitative Diskurse aus den Bereichen der Politik-, Rechts-, Wirtschafts-, sowie Kulturwissenschaften, aber auch der Soziologie, Psychologie, Pädagogik und Geschichte sollen ihren Raum finden. Insbesondere ist das herausarbeiten der Verbindungslinien zwischen den einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen erwünscht.

In der Reihe werden Theorie- und auch Praxisbezüge hergestellt, damit die entsprechenden Länder- sowie Wirtschaftsanalysen als auch Kulturuntersuchungen besser vermittelt werden. Bedeutsam ist es daher nicht nur deutschen Wissenschaftler*innen, sondern insbesondere auch Wissenschaftler*innen aus den Regionen Südosteuropa und Mittlerer Osten eine Austausch- und Diskussionsmöglichkeit zu bieten. Die Reihe ist offen sowohl für Monographien, Sammel- und Tagungsbände als auch für herausragende Qualifikationsarbeiten (Dissertationen, Habilitationen).

Der Türkeiforschung kommt inhaltlich dabei eine besondere Bedeutung zu, da der türkische Einfluss auf die Regionen Südosteuropa und Mittlerer Osten als ehemaliges Osmanisches Reich messbar ist. Inwiefern die türkische Außenpolitik sowie Kulturkooperationen erfolgreich oder nicht erfolgreich sind gilt es fortlaufend zu untersuchen, ebenso, der Frage nachzugehen, inwieweit die Türkei als geopolitisch wichtigster Kooperationspartner und Vermittler zwischen den Kulturen einzustufen ist. Grundsätzlich wird im Deutschen zwischen dem Nahen Osten, dem Mittleren Osten und dem Fernen Osten unterschieden. Im Englischen Middle East sowie in zahlreichen nahöstlichen Sprachen wird die Region als Mittlerer Osten bezeichnet, insbesondere auf Arabisch الشرق الأوسط asch-scharq al-awsat, Hebräisch המזרח התיכון haMizrach haTichon, Türkisch Orta Doğu, Kurdisch rojhilata navîn und Persisch خاورمیانه. Die G8-Definition von Middle East bezieht das gesamte Nordafrika (Mittelmeeranrainerstaaten) mit ein.

Die Reihen-Herausgeber legen das kulturgeographische Verständnis der Region zugrunde um insbesondere eine westlich-ethnozentrisch geprägte Sichtweise aufzubrechen. Die Namenszuweisung stammt aus der römischen Antike, die den „Orient“ als eine von vier definierten Weltgegenden ausmachte und zwar als „Osten“, in dem die Sonne aufgeht (lat.: sol oriens). Demgegenüber stand der „Okzident“, der Westen, in dem die Sonne untergeht (lat.: sol occidens). Der Begriff des Nahen Ostens ist ein überaltertes und west-ethnozentrisches Konzept ohne formalen inhaltlichen Bezug. Die Begrifflichkeit stellt keinerlei Relevanz für die kulturelle und ethnische Identität dar, sondern fungiert vielfach (sowohl im alltäglichen als auch wissenschaftlichen Sprachgebrauch) weiterhin als Stereotyp über Menschen und Kulturen. Die Region des Mittleren Ostens umfasst somit in der Reihe den Raum Nordafrika bis zum Südrand der Sahara, von Mauretanien im Westen bis zum Sudan im Osten, und außerdem in Asien das gesamte Gebiet von der Arabischen Halbinsel im Süden und von Kleinasien im Norden über das Iranische Hochland bis einschließlich Pakistan.

Südosteuropa ist ein ebenso kontroverser Begriff und steht in einem ambivalenten Verhältnis zu Europa. Zeitgeschichtlich betrachtet teilt die Region ihre Geschichte mit dem Rest des Kontinents. Gleichzeitig jedoch fungiert Südosteuropa seit Jahrhunderten als Projektionsfläche für das Fremde. Die Reihe beabsichtigt die beiden Räume Südosteuropa und Mittlerer Osten näher zu beleuchten damit diese Fremdheit abgebaut und zukünftig neue Brücken aufgebaut werden können.