About this book series

Emotionen und Affekte sind einerseits körpergebunden, andererseits sind sie von hoher Relevanz für die symbolische Kommunikation. Sie sind unsichtbar und expressiv zugleich. Die Vielschichtigkeit und Relevanz von Gefühlen sozialtheoretisch neu aufzurollen ist das Program dieser Buchreihe - ausgehend von der noch unausgeschöpften Gefühlstheorie der sozialphilosophischen Klassiker des 20. Jahrhunderts wie Max Scheler und Helmuth Plessner sowie zeitgenössischer phänomenologisch orientierter Autoren wie Randall Collins oder Hermann Schmitz. Seit Webers Marginalisierung des „affektuellen Handelns“ gegenüber zweckrationaler, wertrationaler oder traditonaler Handlungsorientierung wurde ihre Rolle im sozialen Prozess in den Sozialwissenschaften lange weitgehend übersehen. Emotionen liegen am Schnittpunkt von Innen und Außen, von materiellem Körperleib und immaterieller Symbolik, von Individuum und Kollektiv. Soziologisch ist wichtig, von Beginn an das anthropologische Spektrum der Gefühle im Blick zu behalten – Freude, Angst, Ekel, Euphorie, Liebe, Neid, Scham, Schuld, Sympathie, Antipathie, Traurigkeit, Zorn. Sie sind hochrelevant für die Vitalität von Individuen und Kollektiven, für die Lebensprozesse sozialer Interaktionen und kollektiver Ereignisse (Durkheims „effervescence créative“).

Diese sozialwissenschaftliche Blickwendung lässt sich als „vital turn“ ansprechen. Die Dynamik sozialer Situationen erzeugt "emotionale Energie " (Randall Collins), die die Akteure in solidarischer oder in antagonistischer Weise verbinden kann. Diese hat wiederum Rückwirkungen auf soziale Situationen, strukturiert Ereignisse entweder im Sinne bestehender Sozialordnungen oder erzeugt emergente Umschlagpunkte. Emotionen regulieren Inklusionen und Exklusionen. Affekte fungieren als sozialer "Schmierstoff" gleichermaßen wie als sozialer "Sprengstoff" auf der Makro- wie auf der Mikro-Ebene. Sie sorgen für stabiles Funktionieren einer Sozialordnung oder verursachen aufreibende Konflikte, Richtungswechsel und revolutionäre Umschwünge. Sie sind kulturell geformt und werden höchst individuell empfunden. Emotionen liegen am Schnittpunkt verschiedener sozialwissenschaftlicher Disziplinen, die sich im Projekt einer „Soziologie des Lebens“ zusammenführen lassen. Die Buchreihe setzt ihren Fokus auf die Soziologie und die Philosophie der Emotionen und nimmt Impulse aus sozialpsychologischen, kulturwissenschaftlichen und anthropologischen Forschungsansätzen auf.

Electronic ISSN
2661-832X
Print ISSN
2661-8311
Series Editor
  • Aida Bosch,
  • Joachim Fischer

Book titles in this series

  1. Leib und Konzentration

    Eine neuphänomenologische Untersuchung am Beispiel der musikalischen Performanz

    Authors:
    • Yü-Yen Li
    • Copyright: 2022

    Available Renditions

    • Soft cover
    • eBook
  2. Körper – Leib – Sozialität

    Philosophische Anthropologie und Leibphänomenologie: Helmuth Plessner und Hermann Schmitz im Dialog

    Editors:
    • Aida Bosch
    • Joachim Fischer
    • Robert Gugutzer
    • Copyright: 2022

    Available Renditions

    • Soft cover
    • eBook