Sexuelle Gewalt wurde bis heute national und international
häufig aus der Forschung ausgeblendet. Vor allem die Erfahrungen von Kindern
und Jugendlichen mit sexueller Gewalt im familiären und privaten Umfeld, ebenso
wie in Kontexten kirchlicher oder pädagogischer Institutionen gehörten lange zu
den großen Tabus moderner Gesellschaften. Zur Überwindung dieser Defizite
beizutragen, ist ein Anliegen dieser Buchreihe. Sie schließt dabei an die
ersten Versuche durch mutige Initiativen von Betroffenen in den 1980er Jahren an.
Diese haben die Ringe des Schweigens und Verleugnens zwar zunächst kaum
durchbrechen können, aber seit einigen
Jahren zeigen sich allmählich Veränderungen. Vor allem durch Betroffene von
Missbrauch in Institutionen sind die ersten Schneisen für das Thema der
sexualisierten Gewalt in die Öffentlichkeit, in das wissenschaftliche
Aufmerksamkeitsfeld und in die politische Arena geschlagen worden. Einzelne
Institutionen beginnen sich ihrer Verantwortung zu stellen und haben die bis
heute nachwirkenden Spuren von Missbrauch und Misshandlungen in der Geschichte ihrer
Institution erforschen lassen. Hier zeigt sich, dass Forschung einen wichtigen
Beitrag zur Aufarbeitung leisten kann. Vor allem dann, wenn sie sich methodisch
für die Erfahrungen der Betroffenen und für deren biografische Konsequenzen
öffnet und sie in historische und systemische Kontexte einordnet. Es hat sich
gezeigt, dass die Komplexität der damit gestellten Aufgaben am ehesten durch
interdisziplinäre Kooperation von Pädagogik, Psychologie, Soziologie und
Medizin bewältigt werden kann. Die neue Buchreihe will dies zeigen und deshalb
sind alle vier Disziplinen im Gremium der Herausgeberinnen und Herausgeber
vertreten.
In der Buchreihe werden Studien veröffentlicht, die auf
unterschiedlichen Methoden und Herangehensweisen basieren, aber die der Aufarbeitung sexueller
Gewalt verpflichtet sind.