Simulationen mit einem Klimamodell zeigten, dass vor 122.000 Jahren der Unterschied zwischen Azorenhoch und Islandtief sogar besonders stark ausgeprägt war. "Zusammen mit der damals im Winter geringeren Sonneneinstrahlung sorgte dies dafür, dass die Winter im Nahen Osten kälter waren als heute. Die Sommer hingegen waren wärmer", setzt sein Kollege Gerrit Lohmann hinzu. "Das Modell bestätigt also die Messungen aus den Korallen, die einen größeren Unterschied zwischen Winter- und Sommertemperaturen für damals anzeigen", freuen sich Felis und Lohmann.
"Steinkorallen der Gattung Porites eignen sich hervorragend, um zu untersuchen, wie das Klima in der Vergangenheit war", erklärt Thomas Felis. Denn: Sie bilden in ihrem Kalkskelett Jahresbänder, ähnlich wie die Jahresringe unserer Bäume. Jedes Jahr lagern die Korallen etwa einen Zentimeter neuen Kalk ab, dessen chemische Zusammensetzung die Wassertemperatur dokumentiert.
"Untersuchen wir den Kalk, können wir also zurückverfolgen, wie die Wassertemperatur im Laufe eines Jahres schwankte. Und zwar über die Lebensdauer der Koralle, auch wenn sie - wie in diesem Fall - vor mehr als 120.000 Jahren lebte." Das nördliche Rote Meer ist eine der wenigen Stellen, wo diese Warmwasser-Korallen so weit nördlich gedeihen können, dass ihr Skelett die Nordatlantische Oszillation dokumentiert.