skip to context

Kein erhöhtes Sturzrisiko durch Blutdruckmedikation

Studie mit Typ-2-Diabetikern untersuchte Frakturrisiko bei Bluthochdruckbehandlung

Heidelberg | New York, 18. August 2014

Was ist wirklich dran an dem allgemeinen Glauben, dass Patienten, die unter intensiver Bluthochdruckbehandlung stehen, zu Stürzen und Knochenbrüchen neigen? Dr. Karen Margolis, vom HealthPartners Institute for Education and Research in den USA konnte dies in ihrer groß angelegten Studie mit Diabetikern zwischen 40 und 79 nicht bestätigen. Die Studie1erscheint in dem Springer Journal of General Internal Medicine2.

Verschiedene klinische Untersuchungen haben gezeigt, dass sich kardiovaskuläre Erkrankungen, wie etwa Schlaganfälle, oft durch eine Behandlung des Bluthochdrucks (Hypertonie) vermeiden lassen. Ärzte wie auch Patienten äußern jedoch häufig die Befürchtung, dass diese engmaschige Kontrolle ein erhöhtes Risiko mit sich bringt, dass die Patienten aufgrund des niedrigen Blutdrucks (Hypotonie) leichter stürzen und Knochenbrüche erleiden.

Wissenschaftlich belegen lässt sich diese Befürchtung jedoch kaum. Dr. Margolis und ihr Team verglichen darum die Zahl der Stürze und Frakturen von Typ-2-Diabetikern mit zwei verschiedenen Arten der Blutdruckbehandlung. In der aggressiv therapierten Gruppe mit 1.534 Probanden sollte der mittlere systolische Blutdruck auf unter 120 mm Hg gesenkt werden, während das Ziel der Standardgruppe mit 1.565 Teilnehmern bei unter 140 mm Hg lag.

Die Probanden waren alle Teil von ACCORD-BONE, einer Begleitstudie der randomisierten Untersuchung Action to Control Cardiovascular Risk in Diabetes (ACCORD). Diese untersucht, wie sich eine intensivere Behandlung von Blutzucker, Blutdruck und Blutfetten auf die Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen bei Diabetikern auswirkt. Die Teilnehmer der ACCORD-Bone-Studie waren im Schnitt 62 Jahre alt, keiner war 80 oder älter.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass Patienten mit aggressiver Blutdruckkontrolle nicht häufiger stürzten als leitlinienkonform behandelte Patienten. Über einen Verlauf von durchschnittlich 5 Jahren hatten sie kein erhöhtes Frakturrisiko.

„Im Vergleich zur leitlinienkonformen Blutdrucksenkung führte die aggressive Blutdruckkontrolle nicht zu einem erhöhten Sturz- oder Frakturrisiko; tatsächlich zeigte sich bei den Patienten mit intensiverer Behandlung eine mögliche Tendenz zu weniger Frakturen“, erklärt Dr. Margolis. „Zwar wurde die Zahl kardiovaskulärer Erkrankungen durch die intensive Blutdrucksenkung in der ACCORD-Studie nicht verringert. Dennoch müssen wir angesichts bisheriger Studien und unserer Ergebnisse die landläufige Meinung, dass Bluthochdruckbehandlung und Blutdrucksenkung das Sturz- und Frakturrisiko erhöhen, überdenken.“

Die Ergebnisse älterer und jüngerer Patienten unterschieden sich nicht. Auch gab es keinerlei Hinweise darauf, dass sich das Sturzrisiko im Laufe der Zeit veränderte. Ob das kurzfristige Risiko zu Beginn der Intensivbehandlung möglicherweise höher war, konnte nicht bestimmt werden, da es nicht genug Frakturen gab. Beachtet werden muss, dass die Probanden der Studie engmaschiger überwacht wurden als es im Klinikalltag der Fall ist. Die Ergebnisse sind somit eventuell nicht hundertprozentig auf den Alltag übertragbar.


Quellenangaben:

  1. Margolis, K. L. et al. (2014). Intensive blood pressure control, falls, and fractures in patients with type 2 diabetes: the ACCORD Trial. Journal of General Internal Medicine. DOI 10.1007/s11606-014-2961-3
  2. The Journal of General Internal Medicine is the official journal of the Society of General Internal Medicine.
Weitere Informationen
Service für Journalisten

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.

Kontakt

Laura Zimmermann | Springer | Corporate Communications
Tel.: +49 6221 487 8414 | laura.zimmermann@springer.com