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Post-Corona: Warum Wirtschaft ohne Moral wertlos ist

COVID-19-Pandemie verschärft Bildungskluft und soziale Ungleichheiten | Springer-Autor Detlef Pietsch mit einem Plädoyer für neue ethische Regeln in der Ökonomie

Wiesbaden, 26. Mai 2021 

Book cover: Die Ökonomie und das Nichts

„Ökonomie ohne moralische Grundlagen endet im Nichts. Es scheint etwas aus dem Ruder gelaufen zu sein in der Wirtschaft“ So lauten die ersten Worte von Detlef Pietsch in der Einleitung seines gerade erschienenen Sachbuchs Die Ökonomie und das Nichts. Spätestens die Corona-Pandemie habe gezeigt: Ethische Fragen werden in der Ökonomie immer wichtiger. Die Lockdowns hätten die ökonomischen Aktivitäten notwendigerweise heruntergefahren. Die Gesundheit der Bevölkerung musste dabei gegen das ökonomische Wohl abgewogen werden. Bereits vor dieser Krise aber war die moderne Wirtschaft zunehmend mit ethischen Problemen beschäftigt: Die stärkere Verzahnung von Ökonomie und Ökologie, die zunehmende Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung und zwischen den Ländern, die Folgen der Globalisierung und jüngst der Digitalisierung. Nachdem Detlef Pietsch in seinen letzten beiden Sachbüchern Eine Reise durch die Ökonomie und Prinzipien moderner Ökonomie die vergangenen und aktuellen ökonomischen Herausforderungen erläutert hat, diskutiert er in seinem neuen Werk anhand ethischer Theorien die dringendsten wirtschaftsethischen Fragestellungen und erklärt dabei, warum Wirtschaft ohne Moral wertlos ist.

„In vielen Ländern dieser Welt gelingt es immer weniger Menschen, sich und ihre Familie mit dem Nötigsten zu versorgen: Sie müssen hungern und leben unter unsäglichen, menschenunwürdigen Bedingungen in Slums“, beschreibt Detlef Pietsch die Realität von Armut. Dies gelte aber nicht nur für Schwellen- oder Entwicklungsländer: „Auch in einem der reichsten Länder dieser Welt, hier in Deutschland, wissen viele nicht, wie sie mit dem Geld über die Runden kommen.“ Immer mehr Menschen seien auf Hilfsleistungen des Staates angewiesen. 1,65 Millionen Menschen hätten 2019 das Lebensmittelangebot der Tafeln genutzt – 10 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Gemeinnützige Organisationen gelangten zuweilen an ihre Kapazitätsgrenzen. Dies alles betrifft nach Meinung des Autors schon lange nicht mehr nur Menschen mit gesundheitlichen und persönlichen Schicksalen, die aus der Bahn geworfen werden: „Im Jahr 2021 trifft es auch die sogenannte untere Mittelschicht: unterbezahlte und hoffnungslos überforderte Krankenschwestern und Altenpfleger, kleine Angestellte und Arbeiter unterschiedlicher Branchen mit ordentlicher Ausbildung. In Großstädten wie München können diese Menschen kaum noch ihre immer stärker ansteigenden Mieten bezahlen, geschweige denn Eigentum erwerben.“

Diese Situation stellte sich auch „Prä-Corona“ schon so dar. Mit der Pandemie, die innerhalb weniger Monate ganze Volkswirtschaften mit ihren unzähligen Branchen und Unternehmen nahezu in den Abgrund riss, dramatisierte sich aber die Lage. Die Bildungskluft und diejenige zwischen Arm und Reich öffne sich immer weiter, warnt Pietsch: „Diejenigen, die bereits am Rande des Existenzminimums lebten, wurden am härtesten getroffen: Von der Kurzarbeit zum Beispiel Familienväter, die ihre Familien zeitweilig mit nur 67 Prozent des letzten Einkommens über die Runden bringen mussten. Die wenigen Ersparnisse waren schnell aufgezehrt. Familien mussten aufgrund der Kita- und Schulschließungen ihre Kinder zu Hause betreuen.“ Dabei waren wiederum diejenigen im Vorteil, die gut ausgebildete Eltern hatten, die über die notwendige Infrastruktur wie Laptops und Internetanschluss zu Hause verfügten und ihren Kindern bei der Schularbeit helfen konnten. Kinder aus ärmeren, bildungsfernen Haushalten waren größtenteils auf sich gestellt, was die sozialen Unterschiede und die Kluft der Bildungschancen weiter vertiefen werde.

Immer mehr Menschen werden also von der Gesellschaft und den sie beherrschenden wirtschaftlichen Prozessen abgehängt. Daher fordert Detlef Pietsch neue ethische Regeln: „Andernfalls verkommt jede wirtschaftliche Aktivität zur moralischen Beliebigkeit und einem Fiasko. Dies wäre die Bankrotterklärung an jegliche Menschlichkeit und an die Gebote der Fairness und Ehrlichkeit.“ Eine Wirtschaft müsse zwingend eine Wirtschaft sein, die an Werte gebunden ist und Werte schafft: „Das Gegenteil wäre der Abgrund in das Nichts. Dieses Nichts, diese moralische Beliebigkeit gilt es zu bekämpfen mit klaren Regeln, Normen und Geboten und Verboten. Die Wirtschaft ist schließlich für den Menschen da und nicht die Menschen für die Wirtschaft!“ In seinem Buch möchte der Autor aufzeigen, wie dringend notwendig moral-ethische Diskussionen gerade jetzt sind und den dazugehörigen öffentlichen Diskurs weiter vorantreiben.

Dr. Detlef Pietsch studierte Betriebswirtschaft an der Universität Mannheim und promovierte am Lehrstuhl für Internationales Management. Er beschäftigt sich bereits seit mehr als 25 Jahren mit den wesentlichen Ideen der Geistes- und Sozialwissenschaften.

Detlef Pietsch
Die Ökonomie und das Nichts
2021, 425 S.
Softcover € 19,99 (D) | € 20,55 (A) | sFr 22.50 (CH)
ISBN 978-3-658-33276-1
Auch als eBook verfügbar

Bild: Coverabbildung des Buchs Die Ökonomie und das Nichtsvon Springer | © Springer

Service für Journalisten

Journalisten erhalten auf Anfrage ein Rezensionsexemplar des Buches Die Ökonomie und das Nichts und / oder der vorherigen Sachbücher von Detlef Pietsch Eine Reise durch die Ökonomie und Prinzipien moderner Ökonomie.

Kontakt

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