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Bildungsverläufe: Die soziale Herkunft entscheidet

Was wir (nicht) über ethnische Ungleichheiten im Bildungssystem wissen

Wiesbaden | Berlin, 11. November 2015

A_9783658043216.jpg © Springer„Leistungsunterschiede zwischen verschiedenen Herkunftsgruppen sind auch aus sprachlichen Gründen bereits früh im Bildungsverlauf erkennbar – letztlich spielt die soziale Herkunft aber eine größere Rolle als migrationsbezogene Einflüsse.“ Zu diesem Schluss kommt der von der Stiftung Mercator geförderte Sammelband Ethnische Ungleichheiten im Bildungsverlauf, der jetzt bei Springer VS erschienen ist. Vor dem Hintergrund einer boomenden Bildungs- und Migrationsforschung bietet der Band erstmals einen systematischen Überblick über die Bedeutung ethnischer Ungleichheiten im Bildungsverlauf und die entsprechenden Kontroversen in Wissenschaft und Öffentlichkeit. Am 18. November 2015 stellen die Herausgeber Claudia Diehl, Christian Hunkler und Cornelia Kristen das Buch im ProjektZentrum Berlin (PZB) der Stiftung Mercator (Neue Promenade 6, 10178 Berlin) öffentlich vor. Von 16:00 bis 19:00 Uhr gibt es Vorträge und Diskussionen zum Thema mit abschließendem Get-together.

Die Bildungsforschung hat in den letzten Jahren – teilweise bedingt durch die öffentliche Diskussion der Ergebnisse der Schulleistungsstudien – einen regelrechten Boom erfahren. Auch die Migrationsforschung erhielt im Zuge des offiziellen Bekenntnisses Deutschlands zur Zuwanderung einen enormen Auftrieb. Die Forschung zu ethnischen Ungleichheiten im deutschen Bildungssystem verbindet diese beiden Themen und behandelt gleichzeitig einen gesellschaftlichen Bereich, der für die späteren Lebenschancen besonders folgenreich ist. Werden Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in unserem Bildungssystem benachteiligt? Welche Hürden haben Sie tatsächlich? Wie können diese überwunden werden? Wie unterscheiden sich diesbezüglich die verschiedenen Herkunftsgruppen? Der neue Sammelband beantwortet diese Fragen und gibt einen Überblick über die Ergebnisse der empirischen Forschung zum Thema. Die Autoren identifizieren dabei die wichtigsten und stabilsten Befunde über Ausmaß und Entstehung ethnischer Bildungsungleichheiten, vergleichen diese überblicksartig und diskutieren offene beziehungsweise strittige Fragen.

Dabei zeigten sich an vielen Stellen Forschungslücken und widersprüchliche Aspekte, es ließen sich aber auch einige wichtige und gut abgesicherte Ergebnisse identifizieren, so die Herausgeber: „Leistungsunterschiede zum Beispiel lassen sich schon früh im Bildungsverlauf nachweisen, betreffen vor allem die sprachlichen Kompetenzen und ziehen sich – etwa in den Leseleistungen – wie ein roter Faden durch den gesamten Bildungsverlauf.“ Zudem gebe es deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Herkunftsgruppen: „Türkischstämmige Kinder und Jugendliche erzielen zumeist deutlich schlechtere Ergebnisse als andere Migrantengruppen – etwa als Schüler, die selbst oder deren Eltern aus der ehemaligen Sowjetunion stammen.“ Bei den Ursachen zeigte sich, dass die mit der sozialen Herkunft verknüpften Bedingungen für das Gros der Ausgangsunterschiede im Abschneiden von Migranten und ihren Nachkommen im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung verantwortlich sind: „Zwar lassen sich auch typisch migrationsbezogene Einflüsse nachweisen, aber diese sind weniger bedeutsam.“ Individuelle Diskriminierungen in Form von Beurteilungen der Lehrkräfte spielen im Bildungssystem hingegen keine große Rolle bei der Erklärung ethnischer Bildungsungleichheiten. Vielmehr ist es auch hier die soziale Herkunft, die die Lehrerentscheidungen zuungunsten von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern beeinflusst.

Neben diesen Ergebnissen erbrachten die Analysen allerdings auch einen eklatanten Mangel an geeigneten Daten und Studien. Die Herausgeber sehen hier weiteren Forschungsbedarf. So spreche zwar einiges dafür, dass sich das deutsche Bildungssystem im Umgang mit einer sozial, ethnisch und sprachlich zunehmend heterogenen Schülerschaft schwer tut. Bislang aber fehle es an Studien, die belegen, welche schulischen Praktiken und institutionellen Rahmenbedingungen zur Entstehung von Bildungsungleichheit beitragen und wie genau diese den Bildungserfolg von Schülern mit Migrationshintergrund beeinflussen.

Dr. Claudia Diehl ist Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Mikrosoziologie an der Universität Konstanz.

Dr. Christian Hunkler forscht am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München.

Dr. Cornelia Kristen ist Professorin für Soziologie, insbesondere Sozialstrukturanalyse, an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Claudia Diehl | Christian Hunkler | Cornelia Kristen (Hrsg.)
Ethnische Ungleichheiten im Bildungsverlauf
Mechanismen, Befunde, Debatten
2016, 679 S.
Softcover € 59,99 (D) | € 61,67 (A) | sFr 62.00 (CH)
ISBN 978-3-658-04321-6
Auch als eBook verfügbar

Bild: Coverabbildung des neuen Buchs Ethnische Ungleichheiten im Bildungsverlauf von Springer VS | © Springer

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tel +49 611 7878 394 | karen.ehrhardt@springer.com

Die Buchpräsentation findet am 18. November 2015 ab 16:00 Uhr im ProjektZentrum Berlin (PZB) der Stiftung Mercator (Neue Promenade 6, 10178 Berlin) statt.

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