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Mit dem Mut der Verzweiflung: Selbstmord in Film und Serie

Depression, Selbstmord-Attentat oder Tötung auf Verlangen – Springer-Sachbuch analysiert Beweggründe für den Suizid auf der Leinwand | Zahlreiche Beispiele aus 100 Jahren Filmgeschichte

Wiesbaden, 17. September 2020

Book cover: Lebensmüde, todestrunkenSelbstmord spielt in der Weltliteratur eine große Rolle – allein in Shakespeares Werk kommen 13 Freitode vor, in der Bibel sind es elf. Auch der Spielfilm interessiert sich für den Topos der Lebensmüdigkeit und Todessehnsucht: So zählt das American Film Institute rund 1.600 Spielfilme, in denen Suizidhandlungen eine Rolle spielen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass es im Film weniger psychiatrische Erkrankungen sind, die zu einem Selbstmord führen, sondern soziale Probleme wie Trennungen, Geldnöte, Einsamkeit, Mobbing oder gesellschaftliche Vorurteile gegenüber Ethnien und sexueller Orientierung. Das gerade erschienene Buch Lebensmüde, todestrunken beleuchtet aus psychologischer Perspektive, welche dieser Konflikte die Film- und Serien-Protagonisten dazu bringen, sich das Leben zu nehmen. 

„Damit fordert der Film die gängige psychiatrische Lehrmeinung heraus, dass sich 90 Prozent aller Suizidhandlungen vor dem Hintergrund einer psychischen Störung ereignen“, betonen die Herausgeber Martin Poltrum, Bernd Rieken und Otto Teischel. Denn auf der Leinwand nehmen sich nur rund 20 Prozent aller Film-Protagonisten aufgrund einer psychiatrischen Problematik das Leben. Für ihr umfangreiches Werk greifen die Herausgeber auf mehr als 100 Jahre Filmgeschichte zurück. Analysiert wurden Werke von der Stummfilmzeit bis heute. Jedes der 36 Kapitel stellt einen Film oder eine Serie vor, die das Thema Selbstmord behandelt und dabei unterschiedliche Beweggründe aufzeigt. 

In einem Kapitel geht es um das hochaktuelle Thema der Beihilfe zum Suizid, erst im Februar 2020 hatte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe gekippt. Der mit mehreren Oskars ausgezeichnete Film „Million Dollar Baby“ (2004) erzählt beispielsweise von der nach einem Kampf querschnittsgelähmten Boxerin, die ihrem Schicksal ein Ende setzen möchte. Der bekannte finnische Filmemacher Aki Kaurismäki treibt das Motiv der Selbsttötung humoristisch auf die Spitze: In seinem Werk „Vertrag mit meinem Killer“ heuert der Protagonist einen Killer an, der ihm den Suizid abnehmen soll. Als er jedoch seine Lebensfreude wieder entdeckt, wird er plötzlich selbst zum Gejagten.  

Dieses Buch thematisiert zahlreiche Beweggründe und Arten von Freitod in unterhaltsamen Beiträgen und fachlich fundierten Analysen. Es richtet sich sowohl an filmbegeisterte Fachleute aus Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie als auch an interessierte Laien, die die Beweggründe der Filmfiguren besser verstehen möchten. 

Martin Poltrum ist Professor für Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien, Philosoph, Psychotherapeut und Lehrtherapeut.    

Bernd Rieken ist Professor für Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien, Privatdozent für Europäische Ethnologie an der Universität Wien, Psychotherapeut und Lehranalytiker in Baden bei Wien.                                   

Otto Teischel arbeitet als Philosoph, Filmwissenschaftler, Psychotherapeut, Filmtherapeut und Autor, Klagenfurt.

Martin Poltrum | Bernd Riecken | Otto Teischel
Lebensmüde, todestrunken
2020, 561 S.
Softcover  € 29,99 (D) | € 30,83 (A) | sFR 33.50 (CH)
ISBN 978-3-662-60521-9
Auch als  eBook verfügbar

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Uschi Kidane | Springer Nature | Communications
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